Das neue Outlook

Das neue Outlook

Das neue Outlook

Als Nachfolger für Windows Mail, Kontakte und Kalender schlägt Microsoft das “neue Outlook” vor. Mit der bekannten Anwendung aus dem Office-Paket des gleichnamigen Herstellers hat diese Anwendung aber überhaupt nichts zu tun. Das “neue Outlook” ist eine Webanwendung, die auf Microsofts Cloud setzt. Dazu müssen nicht nur alle E-Mails, Kontakte und Termine in die Microsoft-Cloud übertragen werden, sondern auch die Zugangsdaten Ihrer IMAP-Accounts. Microsoft kann dann jederzeit die E-Mails der Nutzer:innen abrufen und natürlich auch E-Mails im Namen dieser versenden. [4]

Bereits seit November 2023 sind die Pläne bekannt und werden in Internetforen kontrovers diskutiert.

Wird der Support einer Anwendung beendet, bedeutet dies meistens, dass keine weiteren Updates durch den Hersteller entwickelt und keine Sicherheitslücken mehr geschlossen werden. Die Anwendungen selber bleiben aber funktionstüchtig. Auch alte Betriebssysteme wie Windows 7 bleiben so generell nutzbar; natürlich unter herben Einschränkungen der Sicherheit. In diesem konkreten Fall kündigt Microsoft aber an, dass der Mailversand aus diesen Anwendungen nach dem 31. Dezember 2024 nicht mehr möglich sein wird. [5]

Damit ist ein Umzug auf eine neue Mailsoftware absolut alternativlos.

Datenkrake

Geht es nach Microsoft, verschafft sich der Konzern also die dauerhafte Hoheit über Ihre E-Mails und speichert diese auswertbar auf den Cloud-Servern. Nutzer des Gmail-Service von Google werden sich jetzt vermutlich fragen: “Na und?”

Es behagt mir schlicht und einfach nicht, meine gesamte Korrespondenz der letzten Jahre in der Cloud abzulegen - und außerdem Microsoft die vollständige Kontrolle darüber zu überlassen. Sehr viele Webdienste gestatten zum Beispiel die Kennwort-Wiederherstellung über eine vertrauenswürdige, alternative E-Mail-Adresse. Sind die Absender meiner empfangenen E-Mails überhaupt damit einverstanden, dass ein fremder Dienst ohne ihr Wissen alle Korrespondenz speichert und auswertet? Kann wirklich nur Microsoft auf die Daten zugreifen und was machen sie damit? (Google verdient jedes Jahr Milliarden mit dem Erstellen und Verkauf von Werbeprofilen auf Basis unserer Daten) ist Microsoft überhaupt in der Lage, die Sicherheit meiner Daten zu gewährleisten? (Siehe [1] und [2]) Im Geschäftsumfeld ist eine Auslagerung von E-Mails auf Server außerhalb der EU ohnehin nicht gestattet. Ich benötige dazu einen AVV (Auftragsverarbeitungsvertrag) mit dem Anbieter, in dem die Einhaltung der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) garantiert wird, den ich aber für das “neue Outlook” nicht erhalte - und vermutlich aufgrund der amerikanischen Gesetzgebung nicht erhalten kann.

Kurz: Die Auslagerung meiner E-Mails erfordern eine große Menge an Vertrauen, das ich für den Redmonder Konzern leider nicht aufbringen kann.

 

Wat fott es, es fott.

Hat man die Daten übertragen, gilt Artikel 4 des “Rheinischen Grundgesetzes”, ("Was fort ist, ist fort"). Ob die Daten von den Microsoft-Servern vollständig gelöscht werden, wenn man den Mailaccount wieder entfernt, kann man als Endanwender nicht sicherstellen. Insbesondere ist sehr fraglich, ob Microsoft den aus der Auswertung der E-Mails resultierenden Erkenntnisgewinn loslassen möchte. [3]

Offene Standards

Im Oktober 2025 wird Microsoft den Support für Windows 10 beenden. Durch die skurrilen Hardwareanforderungen sind viele ältere Office-Computer nicht mehr in der Lage, Windows 11 auszuführen, obwohl deren Leistung für alltägliche Büroarbeiten durchaus ausreichen würde.[6] Diese müssen entweder fachmännisch (oder fachfrauisch) entsorgt und neu angeschafft oder mit einem System versehen werden, das diese Einschränkungen nicht hat.

Warum ich in einem Blogeintrag über das “neue Outlook” nun das Supportende von Windows 10 erwähne?

Es soll um den Vorteil von offenen Standards im Büro und Zuhause gehen. Verwendet man nur Software, die sich an offene Standards hält, hat man freie Entscheidung bezüglich der eigenen Daten. Offene Standards ermöglichen eine Portierung von Daten zwischen verschiedenen Anwendungen und Systemen, damit man nicht an einen Hersteller oder ein System gebunden ist. Dank offener Standards ist LibreOffice nun in der Lage, Word-Dateien zu öffnen und umgekehrt. Offene Standards verhindern somit das “Vendor-Lock-In”. [3]

Während das “neue Outlook” eine reine Windows-Anwendung ist, ist Mozilla Thunderbird für viele Betriebssysteme erhältlich (Windows, macOS, Linux). Ein Wechsel zwischen den Betriebssystemen ist in wenigen Minuten erledigt, da nur ein einziges Verzeichnis für die komplette Übernahme aller Daten kopiert werden musss - und diese Daten sind zwischen allen Betriebssystemen kompatibel! Diese Eigenschaft ist natürlich auch für eine Datensicherung sehr nützlich.

Empfehlung

Geben Sie offenen Standards eine Chance. Wenn Ihr Geschäft nicht überwiegend auf Microsoft-Dienste aufbaut, haben Sie eine Chance, die Kontrolle über Ihre Daten zurückzugewinnen[8] und sparen dabei vielleicht eine Menge Geld. [7] [9]

Microsoft selbst bietet eine Anleitung zum Export von E-Mails im offenen Eml-Format an.

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